Die Annenvorstadt in Dresden im Jahre 1875 (Auszug)

 

Ein Beitrag zur Geschichte unseres Dresdner Geschäftshauses

 
 

„Das Dresdner Geschäftshaus von B. G. Teubner, von dem in der letzten Nummer unserer Zeitschrift eine Abbildung enthalten war, ist im Jahre 1875 errichtet worden. Es ist ein schöner Renaissancebau italienischer Prägung, der durch seine starke Gestaltungskraft innerhalb der eintönigen Häuserreihe der Großen Zwingerstraße wohltuend ins Auge fällt.

Nur wenige kennen noch die Vorgeschichte dieses Hauses, und wir wollen deshalb einmal in der ‚Chronik der Annengemeinde’ blättern, die lange Zeit von uns gedruckt worden ist. Der Chronist der Annengemeinde, Herr Chr. Fr. Müller, Direktor am Landesvermessungsamt, hat die Geschichte unserer Gegend mit besonders liebevoller Sorgfalt betreut, und seinen Forschungen verdanken wir viele Kenntnisse, die wertvoll genug sind, daß sie nicht in Vergessenheit geraten sollten.

Auf dem Platz unseres Hauses stand die alte Damm-Mühle, über die wir folgendes lesen: Uns interessiert vor allem eine Mühle, die sich auf der Strecke der heutigen Kleinen Zwingerstraße befand, genau an der Stelle, wo jetzt der Bau von Teubners Druckerei sich erhebt. Das war die Damm-Mühle, eine kleine Getreidemühle mit vier Gängen und einem Brettschneidegatter. Im Jahr 1440 war sie schon vorhanden. Sie umfaßte nur zwei Gebäude, das eigentliche Mühlgebäude mit der Wohnung des Müllers und das Schirrhaus. Kurfürst August kaufte die Mühle vom Rat zu Dresden im Jahr 1568 und setzte, wie überall, auch dort einen Hofmüller ein, der u. a. die Erlaubnis hatte, auf dem Grundstück Kühe zu halten. Merkwürdig war die Damm-Mühle insofern, als die Mahlgäste darin unter des Müllers Aufsicht ihr Getreide selbst mahlen durften. Im Jahre 1688 ward die Mühle verpachtet. Einen völligen Umbau erfuhr sie 1773. Im Jahre 1874 schließlich verkaufte sie der Staat für 20 500 Taler an die Firma B. G. Teubner. Schon im Mai desselben Jahres stellte der letzte Damm-Müller, namens Giesemann, das Gezeug endgültig still. Die Damm-Mühle wurde abgebrochen. Auf ihrem Platz ließ die Firma Teubner einen Neubau für ihre bis dahin in der Marienstraße untergebracht gewesene Druckerei errichten. ...“

 

 

(Quelle:

BGT Leipzig Dresden / Werkzeitschrift der Betriebsgemeinschaft B. G. Teubner. Nr. 3. Mai 1937.)


Leipzig, Juni 2001: Herrn Alfred Frommhold in Leipzig gilt der Dank
für die Bereitstellung sämtlicher Exemplare der Hauszeitung B. G. Teubner.
 

 

@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@

 

Seite erstellt: Leipzig, 01.07.2001.

 

  © Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2001.