Stadtgeschichte, Teubner-Stiftung und Internet-Portal

Kulturgeschichte des Verlages – jetzt online


Unveröffentlichte und heute kaum noch bekannte Materialien enthält der soeben erweiterte Internetauftritt der künftigen Teubner-Stiftung. In fünfzehn Rubriken werden Texte und Fotos aus dem Archiv dieser im Haus des Buches in Leipzig in Gründung befindlichen Stiftung per Internet zugänglich.  

Zwei Schwerpunkte der Homepage sind Themen zur Geschichte der sächsischen Städte Leipzig (Teubner-Firmengründung 1811) und Dresden (Teubner-Firmengründung 1833) gewidmet. Daneben stellen sich im Rahmen dieses entstehenden Internet-Portals auch wissenschaftliche und kulturelle Institutionen unserer Tage vor, beispielsweise die Fachrichtung Mathematik der TU Dresden. Schließlich haben Dresdner Mathematikprofessoren schon vor 150 Jahren bei B. G. Teubner in Leipzig veröffentlicht. Die Stadt Leipzig präsentiert den „Medienstandort Leipzig“, und schon in den nächsten Tagen werden weitere aktuelle Internetseiten hinzukommen: unter anderem vom Mathematischen Institut der Leipziger Universität, vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle und vom Institut für Energetik und Umwelt, Leipzig.  

Im Mittelpunkt der Rubrik „Zeitzeugen“ stehen drei bisher unveröffentlichte Originaltexte von früheren Teubner-Mitarbeitern zum Zeitraum Leipzig 1943 bis 1945. Darunter befindet sich ein „Bericht über die Angriffsnacht am 4.12.1943 im Werk B. G. Teubner, Leipzig C1, Poststr. 3/5“. Willy Geithner, damals bei Teubner u. a. für den Luftschutz zuständig, hatte 1957 seine Erinnerungen an diese schrecklichen Stunden im zentralen innerstädtischen Bereich Augustusplatz / Poststraße / Teubners Hof auf vier engbeschriebenen Schreibmaschinenseiten festgehalten: „... erhielt ich 3 Uhr 12 die Warnmeldung, dass starke Bomberverbände vor Berlin abgedrängt wurden und in zwei Verbänden Richtung Süden fliegen ... Schwere Detonationen kamen vom Hauptbahnhof, Hauptpostgebäude, Hotel Königshof, Neues Theater. Spreng- und Brandbomben fielen auf das Setzerei- und Druckereigebäude und die Kraftanlage. Mit den Brandwachen-Posten und zwei Meldern machte ich Kontrollgänge auf den Böden von Block II und III (Buchbinderei – Setzerei). Die Fenster und Türen waren auf den Böden alle herausgerissen. Über den Bücherboden Block Ia (Poststr. 5) gingen wir zu der Haupttreppe des Verlagsgebäudes. Durch den Luftdruck eines Bombeneinschlags, scheinbar im Buchbindereigebäude, wurde die Hoftür herausgerissen ... und sahen, daß das Hauptpostgebäude bis zum 2. Stock in hellen Flammen stand. Die Hitze war unerträglich, und der starke Flammensturm trieb die Flammen vom Postgebäude zu unserem Verlagsgebäude. Der Hof I, zwischen Verlags- und Buchbindereigebäude, war ein gelbgrünes Flammenmeer. Die Uhr zeigte 4 Uhr 10 ... der Schaltraum der Zentrale brannte. Kurzschluß im Kraft- und Lichtnetz. Im Schaltraum lagen Phosphorbomben. Die Hitze hatte alle Kontakte geschmolzen ... die Kolbenstangen vollkommen mit Phosphorbrei verkrustet. Trotz aller Bemühungen konnte die Pumpe nicht zum Laufen gebracht werden. Mit Eimerketten und Bandauflagen wurde nun versucht, Brände zu löschen. Es wurde alles versucht, die vielen Brände zu löschen - das Werk zu retten -, aber alle Mühe war vergebens, da der Flammensturm immer neue Brände in dem ausgedehnten Werkgelände verursachte ... verließen wir unser Werk gegen 7 Uhr. Es war sehr schwer, durch den Flammensturm, der Poststraße zu kommen ...“   

Über die Bergung von Druckmaschinen aus den Trümmern der Teubnerschen Druckerei und die Instandsetzung sollen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Berichte folgen.

Die Homepage-Rubrik zum Graphischen Viertel der Stadt Leipzig wird in den nächsten Monaten schnell anwachsen, und natürlich spielt dabei Teubner mit seinem Umfeld eine zentrale Rolle. Im Laufe einiger Jahre entsteht auf diese Weise eine “Kulturgeschichte der Firma B. G. Teubner – online“. 

Berichte von Zeitzeugen sowie historische Fotos und Hinweise zum Themenkreis B. G. Teubner sind im Haus des Buches herzlich willkommen: Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner (i. G.). Haus des Buches. Gerichtsweg 28. 04103 Leipzig.

 

J.W.

 

(Quelle:
Sachsen Sonntag, Leipzig, vom 15.07.2001, 3(2001)28, S. 7.)

 

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Seite erstellt: Leipzig, 21.02.2002.

 

  © Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2002.