Geschke, Dieter:
Mehr als ein halbes
Jahrhundert -
Das "Physikalische Praktikum" im Verlag B. G. Teubner
Als ich im Studienjahr 1959/60 an der Universität Leipzig im Rahmen des
Physikstudiums mein Physikalisches Anfängerpraktikum absolvierte (50 Versuche
waren durchzuführen), gehörten die "Grundaufgaben des physikalischen
Praktikums" von C. Schaefer, L. Bergmann und W. Kliefoth (B. G. Teubner
Verlagsgesellschaft, 5. Auflage, Leipzig 1952) zur "Grundausstattung" der
Physikstudenten der unteren Studienjahre.
Im Abschnitt "Elektrik" stand z. B. geschrieben:
"Zur Unterbrechung des Stromes dient ein Stromschlüssel oder Schalter. ...
Statt die (ankommenden) Drähte (am Schalter) festzuklemmen, bieten
Bananenstecker mit den zugehörigen Buchsen ein bequemes und sicheres Mittel,
elektrische Verbindungen herzustellen. Man darf aber Bananenstecker niemals
festschrauben, um sie nicht zu beschädigen."
So haben wir es dann auch gemacht!
Die "Grundaufgaben des Physikalischen Praktikums" haben durch mehrere Jahrzehnte
in zahlreichen Auflagen und Neudrucken viele Generationen von Studenten
erfolgreich durch das physikalische Praktikum geführt.
Mitte der sechziger Jahre wurde das Praktikumsbuch von W. Ilberg, dem damaligen
Direktor des Physikalischen Institutes der Universität Leipzig, und seinen
Mitarbeitern nicht nur überarbeitet, sondern völlig neu geschrieben und 1967
unter dem Titel "Physikalisches Praktikum für Anfänger" bei BSB B. G. Teubner
Verlagsgesellschaft Leipzig in erster Auflage herausgegeben.
Ich erinnere mich noch sehr gut an Professor Waldemar Ilberg, der in "meiner
Zeit" die große Experimentalphysikvorlesung hielt und dessen Unterschrift auch
mein "Zeugnis über die Teilnahme am Physikalischen Praktikum an der
Karl-Marx-Universität" trägt, mit Datum 9. Juni 1960.
Von der vierten bis zur neunten Auflage zeichnete M. Krötzsch für die Herausgabe
des Buches verantwortlich, das sich als Lehrbuch für Studenten der Physik,
anderer naturwissenschaftlicher Studiengänge und für Lehramtsanwärter
entsprechender Fachkombinationen bewährte und auch von Studenten der
Ingenieurwissenschaften genutzt wurde.
Ab der 10. Auflage 1994 wird das Buch von D. Geschke herausgegeben. Die 11.
Auflage 1998 wurde von den Autoren H. Ernst / Leipzig, D. Geschke / Leipzig, P.
Kirsten / Freiberg und W. Schenk / Leipzig völlig neu bearbeitet, wobei die
bewährte Grundkonzeption beibehalten, moderneren Messprinzipien und praxisnaher
Messtechnik jedoch stärker Rechnung getragen wurde. In das Kapitel
Elektrizitätslehre wurden - neueren Trends in den Praktika folgend - Versuche zu
wichtigen Aspekten der Elektronik integriert.
So liest man jetzt z. B. im entsprechenden Abschnitt:
"Dioden und Transistoren als Einzelbauelemente haben an Bedeutung verloren,
ihre Funktionsweise bleibt jedoch Grundlage der integrierten Schaltungstechnik.
Der Operationsverstärker (OV) ist dabei einer der wichtigsten Bausteine der
analogen Schaltungstechnik. ... In Digitalschaltungen wird im Gegensatz zu
Analogschaltungen die Information nur in der 'ja-nein'-Form übertragen."
Versuche mit derartigen Inhalten führen die Studenten heutzutage aus!
Die 12., durchgesehene Auflage "Physikalisches Praktikum" erschien 2001 im neuen
Outfit bei B. G. Teubner Stuttgart / Leipzig / Wiesbaden mit dem Untertitel "Mit
multimedialen Ergänzungen". Beigefügt ist als Zusatz eine CD-ROM, die neben dem
vollständigen Text des Buches sowohl in der Printversion nicht verfügbare
Zusatzmaterialien als auch exemplarisch multimediale Elemente enthält. Angeboten
werden Animationen und Simulationen, Biografien bedeutender Physiker, Exkurse in
Form von vertiefender Literatur, von Übungsaufgaben und zum Rechnen mit kleinen
Größen sowie Fotografien typischer Versuchsaufbauten und ein Musterprotokokoll
zu einem ausgewählten Versuch.
Herausgeber und Autoren sind bemüht, der stürmischen Entwicklung der Physik mit
Augenmaß auch im Praktikumsbuch Rechnung zu tragen. Den Mitarbeitern des
Verlages B. G. Teubner sind wir zu Dank verpflichtet für das stets fördernde
Interesse und die gute Zusammenarbeit.
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Prof. Dr. Dieter Geschke |
(Quelle:
Prof. Dr. Dieter Geschke,
Leipzig / Archiv der Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner,
Leipzig, 2002.)
Erstveröffentlichung online am
15.09.2002 unter www.stiftung-teubner-leipzig.de
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Siehe auch:
Aus
Teubner-Büchern (von Albert Einstein
über "Ach Gott, ein Mathematiker!" bis zu
einer Fehleinschätzung von Bill Gates) ...
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Seite erstellt: Leipzig, 15.09.2002.
© Stiftung Benedictus
Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2002.