Vockert, Günter:
Erinnerungen an die Anfänge bei B.
G. Teubner in Leipzig 1945
Nach der
Zerstörung des graphischen Betriebes B. G. Teubner im Dezember 1943 nahmen
einige unserer Setzer und Drucker die Teubner-Produktion behelfsmäßig wieder
auf, und zwar in gepachteten Leipziger Kleinbetrieben, unter anderem in der Hausdruckerei
der Firma Tuch-Heine am Friedrich-List-Platz. Nach Kriegsende wurde begonnen, im
Gebäude Goldschmidtstraße 28, der ehemaligen Druckerei Leiner, die teilweise von
der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert worden war, eine neue Setzerei und
Druckerei aufzubauen.
Da seinerzeit keine neue Technik beschafft werden konnte, mussten die in den
Ruinen der Teubner-Druckerei liegenden Maschinen (s. u.) wieder einsatzbereit gemacht
werden. Einige dieser durch Brand und Witterungseinflüsse ausgeglühten und
verrosteten Maschinen konnten wir aus den Trümmern ausgraben und zerlegen.
Mit Spachtel und Drahtbürste entfernten wir den Rost so gut wie möglich, und
durch mehrmaliges Einölen wurden die Gewinde wieder gangbar gemacht.
Die einzelnen Maschinenteile wurden dann in der teilzerstörten Ruine Poststraße
3 sortiert und zwischengelagert; anschließend erfolgte der Transport zur
Maschinenbaufirma König & Bauer. Nach Aufarbeitung und Reparatur gelangten diese
Druckmaschinen schließlich in die Räume der ehemaligen Druckerei Leiner in der
Goldschmidtstraße (ehemals Königstraße). Analog erfolgten Aufarbeitung und
Reparatur der zur Produktion benötigten Setz- und Buchbindereimaschinen.
Zeitgleich gelang der provisorische Ausbau der Buchbinderei in den ausgebrannten
Räumen des Teubner-Gebäudes Poststraße 3.
Bei der Produktion der ersten Nachkriegjahre handelte es sich fast
ausschließlich um Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Es wurden fast
ausschließlich russischsprachige Schulbücher und Broschüren gedruckt (dem Verlag
B. G. Teubner war seinerzeit noch keine Lizenz erteilt worden).
Ab 1949
erfolgten dann der schrittweise Ausbau der Querstraße 15 / 17 und die
Zusammenführung der verschiedenen Teubner-Produktionsabteilungen in diesem
Firmengebäude.
(Quelle:
Günter Vockert, Leipzig / Archiv
der Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner, Leipzig, 2002.)
Erstveröffentlichung online am
21.02.2002 unter www.stiftung-teubner-leipzig.de
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B. G. Teubner in Leipzig,
Poststraße / Teubners Hof, nach der Zerstörung 1943. (Quelle: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Verlages und des Graphischen Betriebes B. G. Teubner Leipzig. Teubner-Verlag 1961, S. 40 / 41.) |
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Seite erstellt:
Leipzig, 21.02.2002.
© Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2002.