Hotz, Günter:
Die Informatik als jüngste
Disziplin
"Es ist schwer, ein Geburtsjahr der Informatik anzugeben, da diese nicht
auf einmal, sondern auf verschiedene Initiativen hin in mehreren Schritten
entstanden ist. Die Informatik ist als Lehre des Entwurfes und der Verwendung der
Rechenmaschine ohne diese nicht denkbar, so daß die Erfindung dieser Maschine,
wenn auch nicht die Geburt der Informatik bedeutete, so doch den Keim zu ihrer
Entstehung legte. Die erste programmgesteuerte Rechenmaschine wurde von K. Zuse
erdacht und während des Krieges gebaut; unabhängig davon entstanden später
solche Maschinen auch in den USA. Mathematische Fassungen des Begriffes
des Algorithmus sind älter. Sie gehen in ihren Wurzeln bis ins Altertum zurück. Die
mathematischen Bemühungen, die auf Initiative von
D. Hilbert hin zu einer präzisen und allgemein akzeptierten Fassung des
Begriffes des Algorithmus führten, mündeten in eine Theorie der Berechenbarkeit
und Logik, deren Grundlagen heute für jeden Informatikstudenten eine
Pflichtvorlesung vor dem Vordiplom darstellt. Wichtige Ideen aus dieser Theorie
befruchten aktuelle Forschungen der Informatik. Für die erstaunliche
Entwicklung, die dieses junge Fach in den wenigen Jahren seiner Existenz
genommen hat, kam der Antrieb aus der Anwendung der Rechenmaschinen in
Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.
...
Perspektiven
Der Absatz von Büchern
einer Reihe hängt nicht nur von der Qualität des jeweiligen Buches ab, sondern
auch von der Anzahl der Leute, die sich für den von dem Autor behandelten
Gegenstand interessieren. Es war stets das Anliegen der Herausgeber, diese Reihe
unter dem genannten Gesichtspunkt als Ganzes zu sehen: Bücher, die einen sehr
breiten Anklang finden, sollen helfen, auch Themen zu behandeln, die
wissenschaftlich wichtig sind, sich aber in nur wenigen Exemplaren verkaufen.
Die Herausgeber haben stets mit großer Genugtuung feststellen können,
daß
der Teubner-Verlag sich in dieser Hinsicht,
nämlich auch in der Pflege hochqualifizierter wissenschaftlicher Literatur, die
sich nicht selbst bezahlt macht, der Gesellschaft verpflichtet fühlt. Es
macht sich aber doch schmerzlich bemerkbar, daß für manche wissenschaftlichen
Themen der rein deutschsprachige Bereich zu klein ist, so daß aus diesem Grunde
eine internationale Kooperation angestrebt wurde. Die Bemühungen haben zur
Bildung eines
Gemeinschaftsverlages von B. G.
Teubner und John Wiley & Sons und zu der Gründung der Reihe 'Wiley-Teubner
Series in Computer Science' geführt, bei deren Herausgabe D. W. Barron (Oxford),
M. J. Fischer (Yale), G. Hotz (Saarbrücken), M. Nivat (Paris) mitwirken. Die
beiden ersten Bände dieser Reihe sind erschienen. Es handelt sich dabei um die
Bücher von J. Loeckx und K. Sieber: 'The Foundations of Program Verification',
und von R. Kemp: 'Fundamentals of the Average Case Analysis of Particular
Algorithms'. Weitere Bücher befinden sich für diese Reihe in Vorbereitung.
Zum
Schluß möchte ich noch dem Verlag, nämlich
Herrn Krämer und Herrn Spuhler, für
die außerordentlich erfreuliche Zusammenarbeit während meiner
Herausgebertätigkeit danken. Herrn Görtler fühle ich mich verbunden durch eine
langjährige Zusammenarbeit, die für mich in vielerlei Hinsicht lehrreich war."
(Quelle:
Hotz, Günter: Die Informatik als
jüngste Disziplin (Auszüge).
In: Wechselwirkungen. Der wissenschaftliche Verlag als Mittler.
175 Jahre B. G.
Teubner 1811 –
1986. Stuttgart: Teubner-Verlag 1986, S. 75; 87/88.)
@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@
Siehe auch:
Hotz, Günter (Aus: Wechselwirkungen. Der wissenschaftliche Verlag als Mittler.
Stuttgart: B. G. Teubner 1986) ...
@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@
Seite erstellt: Leipzig, 15.09.2002.
© Stiftung Benedictus
Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2002.