Schlenker, Martha:
25-Jahr-Feier des Eintritts von Herrn Martin Giesecke als geschäftsführender Mitinhaber
in die Firma B. G. Teubner am 1. Juli 1957.


Ansprache, gehalten von Fräulein Martha Schlenker im Namen der Mitarbeiter des Verlages.  

 

Herr Giesecke!

In Abwesenheit von Herrn Dr. Heisig, der sehr bedauert, am heutigen Tage nicht hier sein zu können, habe ich als Ihre älteste Mitarbeiterin die Aufgabe übernommen, Ihnen anläßlich Ihrer 25-jährigen Zugehörigkeit zum Teubner-Verlag die Glückwünsche  zu übermitteln.

In Anlehnung an die Leipziger Tradition hätte jetzt die Würdigung der Verdienste des Jubilars durch die Geschäftsleitung zu erfolgen, wie Sie selbst das durch 25 Jahre hindurch unzählige Male getan haben. Da aber der Einzige, der das tun könnte, Sie selbst sind, muß diese Würdigung leider entfallen. Keiner der Anwesenden könnte voll durch diese 25 Jahre hindurch Ihren Wirkungsbereich übersehen. Doch vielleicht darf ich Ihren BGT-Lebenslauf so schildern, wie ich ihn aus meiner Perspektive miterlebt habe:

Sie haben, als Sie unmittelbar nach dem Tode Ihres Herrn Vaters im Jahre 1931 Ihr Studium kurz vor der Beendigung unterbrachen, um nur schnell einiges Laufende zu erledigen und sich über das künftige Arbeitsgebiet zu unterrichten, eine solche Fülle von Aufgaben vorgefunden, daß Sie nicht mehr losgelassen wurden. Den genauen Tag des Beginns Ihrer Tätigkeit wissen wir nicht mehr, zumal Sie ja auch vorher schon im Betrieb volontiert hatten. Fest steht nur der Tag Ihres offiziellen Eintritts in die Teubner-Firma als Mitinhaber und Geschäftsführer, dessen 25. Wiederkehr wir heute feiern.

Sie übernahmen in ganz jungen Jahren das volle Arbeitsgebiet Ihres Herrn Vaters, der neben Ihrem Herrn Onkel, Dr. Alfred Giesecke, die Geschicke des Verlages leitete und außerdem allein die Führung der graphischen Betriebe in Leipzig und Dresden hatte. Wohl standen Ihnen im Verlag leitende Mitarbeiter zur Seite, doch tauchten schon ab 1933 Probleme auf, deren Lösung allein bei Herrn Dr. Alfred Giesecke und Ihnen lag. In den graphischen Betrieben, deren Führung Sie allein übernahmen, harrte Ihrer eine große Aufgabe. Es machte Ihnen viel Freude, den Dresdner Betrieb vollkommen neu zu organisieren, einzurichten und auf Industriedruck umzustellen. Auch der Leipziger Betrieb erhielt einen neuen Maschinenpark, insbesondere in Druckerei und Buchbinderei. Durch den Ausbau des zweiten Fabrikgebäudes in der Poststraße schufen Sie neue Räume für die Belegschaft mit moderner Küche usw., deren Krönung der ganz besonders schöne Aufenthaltsraum und Versammlungsraum war. Die Feiern darin, besonders der 75. Geburtstag von Dr. Alfred Giesecke im Jahre 1943, als auch die Stimmen der Thomaner darin erklangen, werden allen denen unvergeßlich bleiben, die sie miterleben durften. – Die Belange Ihrer Mitarbeiter lagen Ihnen besonders am Herzen, und Sie schufen viele soziale Einrichtungen, die weit über das betrieblich Notwendige hinausgingen.

Als Sie alle diese Neueinrichtungen, die Sie neben der Verlagsarbeit ganz außergewöhnlich stark in Anspruch genommen hatten, beendet hatten, kam der Krieg und brachte durch Einberufungen, Material- und Termin-Not, Luftschutzmaßnahmen usw. viele Schwierigkeiten, die Sie dank Ihres außergewöhnlichen persönlichen Einsatzes alle überwanden, so daß auch während dieser Zeit BGT unverändert seine Aufgaben meisterte. Bis dann der Angriff am 4. Dezember 1943 all das von Ihnen und Ihren Vorfahren in 130 Jahren Geschaffene durch Spreng- und Brandbomben in einer Nacht vernichtete.

Sie fuhren, als auch am Dach Ihres Hauses Flammen züngelten, Sie aber hörten, daß der Betrieb getroffen war, noch während des Angriffs mit dem Fahrrad – soweit die Straßen überhaupt befahrbar waren – durch Flammen, stürzende Wände und Balken gegen den Strom der aus der inneren Stadt Flüchtenden bis  zum Betrieb. Dort gelang es Ihnen, durch die Flammen hindurch zu den Angehörigen der Luftschutzwache zu gelangen, die trotz der zahlreichen Spreng- und Brandbomben wie durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen waren. Herrn Dr. Heisigs Schilderungen, der bei seiner Wache neben dem Scheinwerfer besonders gefährdet war, sind grauenhaft. Gemeinsam verließen Sie mit den vollkommen erschöpften und fast verzweifelten Angehörigen der Luftschutzwache Hand in Hand als eine Kette von Menschen durch Flammen hindurch den Keller. Als am Sammelpunkt – dem Schwanenteich – ein Wachehabender fehlte, gingen Sie mit W. Geithner zusammen nochmals zurück und suchten im Keller, der voll beizenden Rauches war, nach diesem Mann, bis Sie die Gewissheit hatten, daß auch dieser den Flammen entkommen war.

Es konnte nichts gerettet werden. Übrig blieben das ausgebrannte Verwaltungsgebäude in der Poststraße und unter den Trümmern der  zusammengestürzten Fabrikgebäude ausgebrannte Maschinenreste, mit Schutt und Asche vermischtes Blei, das einmal Schrift gewesen war, glimmende Bücher-Häufen, Trümmer – und sonst nichts.

Wie soll es weitergehen? Kann es überhaupt weitergehen?

Das waren die bangen Fragen am Tage des 4. Dezember 1943, als einige wenige Ihrer Mitarbeiter sich nach und nach in Ihrer Wohnung einfanden. Schon am nächsten Tage, als in der inneren Stadt von Leipzig noch ein Chaos herrschte, es keinen Strom, kein Wasser gab, wieder Bomben fielen, ohne daß Alarm gegeben war – beriet ein Kreis von Mitarbeitern in der Wohnung des Herrn Dr. Giesecke die ersten zu treffenden Maßnahmen. Herr Dr. Alfred Giesecke zog sich von diesem Zeitpunkt an fast ganz von der Leitung der Geschäfte zurück. Er hat die Stätte seines mehr als 50-jährigen Wirkens nach dem Angriff nie wieder betreten, weil er das, was er mit aufgebaut hatte, nicht in Schutt und Asche sehen wollte – oder nicht sehen konnte. Er ging nach Friedrichroda, wo er 1945 verstarb.

Für Sie, Herr Martin Giesecke, hieß es vollkommen neu beginnen. Doch wo sollten Sie anfangen? Es war nichts da, weder Raum, noch Maschinen, noch Material – nur Menschen, für die Sie wieder eine Arbeitstätte schaffen mußten! – das ist Ihnen gelungen. Doch welche Sorgen, wieviel durchfahrene Nächte in überfüllten Zügen damit verbunden waren, ist heute unvorstellbar. Es ist mir nicht mehr in Erinnerung, an wieviel Ausweichstellen Sie arbeiten ließen, zum Teil in Dresden und im Sudetengau mit eigenen Arbeitskräften. In Leipzig hatte BGT Büroräume an drei verschiedenen Stellen in verschiedenen Stadtgebieten, und als erste Keimzelle einen Teil des zweiten Kellers in der Poststraße, wo sich die Vertreter der verschiedenen Domizile zur Postausgabe und zu Steh-Besprechungen trafen. Dann fand sich noch ein kleiner Raum im 4. Obergeschoß, der bald als Lohnbüro dienen konnte.

Stein um Stein, Nagel um Nagel und Brett um Brett wurden zusammengesucht, zusammengefügt, und ganz allmählich entstand zumeist mit eigenen Arbeitskräften aus den Trümmern ein Raum nach dem anderen, dann – mit richtigen Handwerkern – eine Etage nach der anderen, und nach etwa einem Jahr waren die Buchbinderei und Verlag und Verwaltung wieder im behelfsmäßig instandgesetzten Gebäude in der Poststraße untergebracht. der Ausbau eines Gebäudes in der Querstraße konnte erst wesentlich später in Angriff genommen werden und erforderte längere Zeit. Im Februar 1945 erlitt der Dresdner graphische Betrieb Totalschaden. Dort war auch aus den Trümmern nichts mehr zu retten, und er wurde auch später nicht wieder aufgebaut.  

Das Ende des Krieges erlebten Sie selbst nicht in Leipzig. Als es Ihnen gelungen war, sich nach abenteuerlicher Fahrt nach Leipzig durchzuschlagen, waren die amerikanischen Truppen im Begriff, Leipzig zu räumen, und ab 1. Juli 1945 übte die sowjetische Besatzungsmacht ihr Kommando aus. Die erpachtete Druckerei in der Tuag wartete darauf, wieder drucken zu dürfen, die Verlagsarbeit lag ganz darnieder. Die Hauptaufgabe des Verlages, nämlich das Verlegen von Schulbüchern, wurde B. G. Teubner genommen. Ihre Mitarbeiter des Verlages mußten die bisherigen Schulbücher für den neu gegründeten Verlag Volk und Wissen noch ablaufend herstellerisch betreuen und daneben entwickelten Sie ganz allmählich die eigene Verlagsproduktion auf einigen wenigen Verlagsgebieten. Der Kreis der Mitarbeiter an leitender Stelle war wesentlich kleiner geworden. Aus der alten Geschäftsleitung verblieben die Herren Taupitz und Dr. Heisig, die dann auch als Lizenzträger für die aus der alten Firma entstandene B. G. Teubner Verlagsgesellschaft wirkten.

Sie schöpften neue Hoffnung, daß der graphische  Betrieb sich bald wieder aufwärts entwickeln könnte, als es Ihnen gelang, die Druckerei Oskar Leiner in der Goldschmidtstraße käuflich zu erwerben. 24 Stunden, nachdem der Kaufvertrag unterschrieben und der Kaufpreis beglichen war, wurde die Druckerei Oskar Leiner von der sowjetischen Besatzungsmacht versiegelt, weil die Maschinen demontiert werden sollten. Ihren intensiven Bemühungen an hoher und höchster Stelle gelang es schließlich, die Freigabe des Betriebes Oskar Leiner zu erwirken, doch inzwischen war ein großer Teil der Maschinen, und zwar die wichtigsten, bereits demontiert worden. Der verbliebene Teil bildete dann neben den wenigen, aus den Trümmern geborgenen Maschinenteilen, die unter großem Zeit- und Geldaufwand wieder zu Maschinen zusammengebaut wurden, den Grundstock für den eigenen graphischen Betrieb, der dann im Grundstück der Goldschmidtstraße arbeitete, bis es Ihnen  später gelang, einzelne Betriebsabteilungen in dem inzwischen zum Teil ausgebauten eigenen Fabrikgebäude in der Querstraße unterzubringen.

Wieviel Berlin-Reisen sind von Ihnen und Ihren Mitarbeitern wohl unternommen worden, um den Verlag wieder auf- und auszubauen. Jedes Verlagsobjekt von den wenigen uns erlaubten Verlagsgebieten mußte genehmigt werden, und hatten Sie dann die Genehmigung, dann begann der tägliche Kampf um das Material. Strengstens wurde darüber gewacht, daß nichts aus dem Westen oder anderweit "schwarz" beschafft wurde. Wochenlang hatten Sie Prüfer im Haus, die ein Vergehen feststellen wollten, das dann als Wirtschaftsverbrechen ein Grund zur Enteignung des Betriebes gewesen wäre. In Ihrer Person und in Ihrem Verhalten hatte man vergeblich nach einem solchen Grund gesucht. Wieviel Nervenkraft haben Sie diese Prüfungen wohl gekostet?

Als die Behörden keinen Anlaß zur Enteignung fanden, versuchten sie, mit Hilfe der SED Sie dann dazu zu bewegen, sowohl Verlag als auch den  graphischen Betrieb mit ihren gesamten Vermögenswerten dem Volke zu übergeben. Innerhalb einer halben Stunde sollten Sie sich entscheiden, angeblich, "um der Belegschaft den Arbeitsplatz zu erhalten". Erst sprach man von einer gewissen Entschädigung, doch nach Ablauf einer Ihnen schließlich doch noch gewährten Frist von einem Tage erwartete man, daß Sie diese Betriebe dem Volke schenkten. Allerdings verlangte dann Berlin die Zustimmung aller Gesellschafter, die erst einzuholen war. Bis zur geplanten Überführung ins Volkseigentum wurde ein Treuhänder eingesetzt und Sie, Herr Martin Giesecke, haben dem zugestimmt, um die Arbeitsplätze Ihrer Mitarbeiter im Augenblick nicht zu gefährden, und brachten das große Opfer, sich täglich mit einem Walter Streng und seinen Genossen an den Konferenztisch zu setzen, um die Geschicke des Betriebes weiter mit zu beraten und wenigstens das Ärgste abzuwenden. Wie mag Ihnen dabei wohl zumute gewesen sein? Wir bewunderten alle Ihre beherrschte Haltung, die schließlich von Erfolg gekrönt war, als es Ihnen nach 1 1/4 Jahren gelang, die Treuhandverwaltung wieder aufzuheben. Das war im Frühjahr 1950. Sie schöpften neue Hoffnung auf ein freieres Arbeiten. Ihre Mitarbeiter vom Verlag konnten - wie auch schon vorher - die Verbindungen mit den West-Autoren aufnehmen,  und der 1948 von Ihnen ins Leben gerufene Verlag für Wissenschaft und Fachbuch in Bielefeld konnte die Verbindungen zu den westlichen Autoren und Behörden intensiver pflegen. Doch Sie selbst haben niemals das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone verlassen. Ihr Verantwortungsgefühl gegenüber Ihren zum Teil schon sehr langjährigen Mitarbeitern bestimmte Sie, solange als irgend möglich in Leipzig auszuharren, immer in der Hoffnung, daß es eines Tages doch gelingen werde, wieder freier zu arbeiten, zumal Ihnen behördlicherseits das immer wieder zugesichert wurde. Tatsächlich wurde aber die freie verlegerische Arbeit immer mehr gehemmt, sei es z. B. durch das Diktat der zu bringenden Übersetzungen aus der Großen Sowjet-Enzyklopädie, sei es durch Nicht-Genehmigung der aus den Firmen-West-Guthaben zu begleichenden Honorar-Verpflichtungen oder durch Sperre der  Zuteilung von Papier.

Ihr letzter Besuch in Berlin, als man wegen der notwendigen Papierzuteilungen für die nächste Zeit nur ein Achselzucken hatte, gab dann wohl den letzten Anstoß, Leipzig zu verlassen, weil eine Weiterarbeit für Sie und Herrn Dr. Heisig einfach nicht mehr möglich war.

Im Oktober 1952  verließen Sie, Herr Dr. Heisig und Fräulein Hauschild Leipzig. Sie gingen vollkommen ins Ungewisse und mußten überhaupt erst einmal eine Stadt ausfindig machen, die für ein neues Domizil geeignet war. Bielefeld, der Sitz vom Verlag für Wissenschaft und Fachbuch, der bis dahin die Interessen des Verlages B. G. Teubner im Westen wahrgenommen hatte, war nicht geeignet.

Diese Zeit habe ich nicht zusammen mit Ihnen erlebt; ich kam erst 1954 wieder zu Ihnen und hörte dann, wie Sie nach vielseitiger Orientierung, mit wenig Mitteln, wenig Arbeitskräften (obwohl Herr Ernst, Herr und Frau Thümmler und auch Herr Wegener bald Ihren Kreis erweiterten), aber mit sehr viel Mut und neuem Tatendurst in der Gerberstraße in Stuttgart begannen.

Der Umzug nach der Blumenstraße bedeutete dann schon einen großen Fortschritt mit Erweiterungsmöglichkeiten, die inzwischen nun schon - durch Übernahme der Räume von der Hamburg-Mannheimer Versicherung - genutzt worden sind.

Mit welch ungeheurer Arbeitsintensität gingen Sie an das neue Beginnen, wie ging es unter großen Mühen Schritt um Schritt vorwärts, bis es allmählich gelang, B. G. Teubner hier im Bundesgebiet und auch im Ausland wieder Geltung zu verschaffen. Obwohl der Aufbau, wie Sie selbst sich ihn wünschen, noch nicht beendet ist, können Sie doch heute schon nach 4 1/2 Jahren Tätigkeit im Bundesgebiet voller Stolz auf das Geschaffene zurückblicken und mit Freude Ihr Geschäft führen. Das Geschäft, von dem Ihr Ur-Ur-Großvater Benedictus Gotthelf Teubner im Jahre 1827 gesagt hat: 

"Unser Geschäft ist keineswegs ein gewöhnliches Gewerbe,
oder eine bloß mechanische Beschäftigung, die sich auf sich
selbst des lieben Brotes willen beschränkt, sondern auch
abgesehen von der Kunstvollkommenheit, zu der es sich
erheben läßt, ist es ein Geschäft recht geistiger Natur, in dem
wir uns weit über den gewöhnlichen Standpunkt erheben, 
die Wissenschaft und geistige Bildung kräftig fördern und nicht bloß uns selbst
und dem Staate, sondern der Welt - und zwar der geistigen - nützen können.

Dies aber ist das Höchste, weil es

von unserem geistigen Ich ausgeht, welches nicht vergeht,
sondern über Grab und Zeit dauert." 


Sie übernahmen vor 25 Jahren ein großes, von Benedictus Gotthelf Teubner gegründetes Erbe und damit eine große Verpflichtung in der Kette der Geschlechter. Die schwersten Schicksalsschläge in der B. G. Teubner-Geschichte mußten Sie, Herr Martin Giesecke, erleiden - und überwinden. Daß Ihnen dies gelungen ist, dazu möchten wir Ihnen heute unsere herzlichsten Glückwünsche aussprechen.

Unser aller Wünsche haben wir in Fortführung der Leipziger Tradition in einer Glückwunsch-Adresse festgehalten, die ich ihnen jetzt verlesen darf:

"Zu Ihrem 25jährigen Jubiläum als Mitinhaber und Geschäftsführer des Teubner-Verlages sprechen Ihnen
Herr Martin Giesecke,
Ihre Mitarbeiter die herzlichsten Glückwünsche aus. In dem vergangenen Vierteljahrhundert haben sich Verlag und graphischer Betrieb durch den besonderen Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit in kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung stetig aufwärts entwickelt, bis Krieg und Nachkriegszeit zu Hemmungen und schweren Schicksalsschlägen führten: Die fast völlige Vernichtung des stolzen Leipziger Verlagshauses in der Poststraße mitsamt den technischen Betrieben in Leipzig und Dresden, die Schwierigkeiten der Weiterarbeit unter einem der freien geistigen Betätigung feindlich gegenüberstehenden System, die Sie schließlich dazu zwangen, die Heimat zu verlassen und die Tätigkeit des Teubner-Verlages im Sinne seiner Tradition an neuer Wirkungsstätte fortzuführen.
Immer wieder galt es, aufs neue anzufangen und aufzubauen, und immer wieder haben Sie sich mit Ihrer ganzen Arbeitskraft unermüdlich für das Wohl des von Ihnen geleiteten Verlages wie für das Ihrer Mitarbeiter eingesetzt und das BGT-Schiff durch alle Fährnisse der Zeiten wohlbehalten hindurchgesteuert.
Ihnen dafür zu danken, nicht nur mit Worten, sondern durch aktive Mitarbeit, ist uns herzliches Bedürfnis. Wir verbinden damit den Wunsch, daß Ihnen weitere Jahrzehnte bester Schaffenskraft und Gesundheit beschieden sein mögen, zum Wohl und Gedeihen des Werkes, an dem wir alle mit Ihnen zusammen schaffen.
...  es folgen die Unterschriften ..."

Als äußeren Ausdruck unseres Dankes überreichen wir Ihnen diesen Stich des Heimatortes unserer Firma, von dem es uns freuen würde, wenn er in Ihrem Arbeitszimmer einen Platz zugewiesen bekäme, und außerdem überreiche ich Ihnen noch das letzte Stück der früher von BGT verliehenen silbernen Jubiläums-Nadeln.

 

(Quelle:
Michael Giesecke, Dossenheim / Archiv der Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner, Leipzig, 2002.)

Erstveröffentlichung online am 21.02.2002 unter www.stiftung-teubner-leipzig.de

@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@@


Seite erstellt: Leipzig, 21.02.2002.

 

  © Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner (i. G.), Leipzig, 2002.