Buchtipp:   

 
 
Dieter Zimmer:
 
 

 
Deutsches Allerlei.
Erinnerungen an ein merk-würdiges Heimatland.

 
 
 Stuttgart / Leipzig: 
 Hohenheim Verlag 2003.
 288 Seiten.
 ISBN 3-89850-087-X
 
 
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 Verlagsinformationen, Ladenpreise,
 Bestellmöglichkeiten u. ä., siehe:
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 Erlebtes und Erfahrenes, Geschichten
 und Anekdoten, ein deutsches Allerlei
 aus gut einem halben Jahrhundert aus
 Ost und West, aus Leipzig und Berlin,
 aus Baden-Baden und Wiesbaden,
 aus Mainz und Bonn werden hier
 beschrieben - von einem Autor, der
 vielen nicht nur vom Fernsehschirm
 her vertraut ist, sondern auch aus
 seinen Büchern, von denen mehrere
 Bestseller geworden sind.

 

 
Auswahl und Zusammenstellung der Zitate:  J. Weiß, Leipzig   /  weiss@stiftung-teubner-leipzig.de

 
Zimmer, D.: Deutsches Allerlei. S. 164/165:  

"Zweitens hatten wir in unserem Film den historischen Marktplatz gezeigt: 'Das alte Rathaus ist - für mich jedenfalls - das schönste in Deutschland. Es wurde gleich nach dem Krieg wieder aufgebaut. Bürgerhäuser wurden mit Sorgfalt restauriert. So könnte dieser Marktplatz ein Schmuckstück sein, Vorbild für Städte in Ost und West - gäbe es nicht seit fünfzehn Jahren den öden Neubau des Messeamts. Da steht er nun, fehl am Platz und hoffentlich nicht für die Ewigkeit.' Das, sagte Wehmann, sei einfach zu viel gewesen. Ich könne gern Anträge stellen für Filme in allen anderen Bezirken, von Rostock bis Suhl, sie würden mit Vorrang bearbeitet. Aber Leipzig: Nein! Es blieb dabei: Meinen nächsten Film über die Stadt machte ich nach 1989. Und das Messeamt wurde - endlich - im Jahr 2001 abgerissen.
"
 

 
Zimmer, D.: Deutsches Allerlei. S. 265:   

"Die Frauenkirche überlebte den 13. Februar. Zunächst. Ganz banal: An einer Kirchenkuppel wie dieser prallen die Bomben ab und dringen nicht ein. Aber die Hitze!
...
Die Frauenkirche, wie gesagt, überlebte zunächst. Eineinhalb Tage. Aber dann drang durch die zersprungenen Fensterscheiben die Hitze und entflammte alles, was brennbar war: das Gestühl, die Balkons, die Orgel. Bis zum großen Knall. Wir interviewten einen Mann, der ihn aus nächster Nähe erlebt hat. Er war eingeteilt und versuchte, aus der Stadt zu retten, was nicht mehr zu retten war. Er stand ein paar Steinwürfe entfernt, als die Kuppel der Frauenkirche - ganz langsam, sagt er, aber mit einem lauten Grollen - in sich zusammensank. Eine weiße Wolke habe alles eingehüllt. Lange habe man nicht das Geringste mehr sehen können. Erst als der Staub sich legte: diesen riesigen Trümmerhaufen.
"
 

 
Zimmer, D.: Deutsches Allerlei. S. 268/269:   

"Am 31. Mai 1968, die Älteren in der Stadt vergessen das Datum nicht, wurde die zweitälteste Kirche, vom 2. Weltkrieg unversehrt, mit Dynamit in die Luft gejagt. Eine Aktion voller Hektik. Nach mehreren wieder abgeblasenen Anläufen - die Partei traute sich doch nicht so recht - der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung, Ulbrichts Wunsch zu entsprechen: Die Kirche muß weg! Hektik bei allen Beteiligten. Rechtfertigende Artikel in der Parteizeitung. Während draußen an den Mauern die Löcher für Dynamitstangen gebohrt wurden, versuchten drinnen Gemeindemitglieder, Professoren, Studenten zu retten, was gerade noch zu retten war. Die kleinere der beiden Orgeln konnten sie in eine andere Kirche verfrachten, die große nur noch aus der Wand reißen und ins Kirchenschiff werfen. Verloren. Den alten Altar konnten sie ausbauen, er steht heute in der Thomaskirche. Pünktlich am 31. Mai um zehn Uhr wurden die Sprengladungen gezündet. Einige tausend Leipziger schauten zu, stumm, manche mit Tränen in den Augen, die meisten erschüttert oder wütend, vielleicht enttäuscht über sich selbst, da sie fast alle nichts dagegen getan hatten. Aber die etwas getan hatten, öffentlich protestiert, gingen ins Zuchthaus. Wir haben darüber nicht zu rechten.
Viele Leipziger sagen, die Sprengung der Universitätskirche und die Revolution von 1989 hätten etwas miteinander zu tun. Erich Loest zum Beispiel, damals gerade als 'Politischer' aus dem Bautzner Knast gekommen, hat bis heute nicht verwunden, daß er nicht trotzdem dagegengeredet oder -geschrieben hat. Aber, sagt er, die Stadt hat die Untat nie vergessen, und deshalb - auch deshalb - war sie prädestiniert dafür, das Ende der SED-Herrschaft einzuleiten. Der Kabarettist Bernd-Lutz Lange und andere, die auf dem Platz standen, sehen noch einen Zusammenhang, eine Art Legende, aber man kann daran glauben: Als die Universitätskirche fiel, verhüllte viele Minuten lang aufgewirbelter Staub jegliche Sicht. Aber als er sich langsam legte, erblickten die Menschen, die auf der Ostseite des Karl-Marx-Platzes standen, im Sonnenlicht den Turm der Nikolaikirche. Es gibt Fotos, die das belegen. Und mit den Montagsandachten in der Nikolaikirche begann, wie jeder weiß, die Revolution.
"
 


 

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 Seite aktualisiert / erweitert:  
23.04.2003.
Seite eröffnet: Leipzig, 23.04.2003 (Welttag des Buches).


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V.i.S.d.M.: Jürgen Weiß.
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